Was wird geprüft?
Grafische Bedienelemente (alle verlinkten / interaktiven Grafiken und Bilder)
müssen mit Alternativtexten versehen werden (nicht verlinkte bzw. nicht
interaktive Grafiken und Bilder werden in Prüfschritt
9.1.1.1b "Alternativtexte für Grafiken und Objekte"
geprüft).
Die Alternativtexte für Bedienelemente (z. B. Icons oder Logos) oder
Teaserbilder sollen das Ziel des Links bezeichnen.
Alternativtexte für grafische Schaltflächen (Buttons) sollen die Aktion
bezeichnen, die der Button auslöst.
Wenn Image maps eingesetzt werden, sollen deren Bereiche (area-Elemente)
sinnvolle Alternativtexte haben.
Thema dieses Prüfschritts sind auch Textlinks, die per CSS durch
Hintergrundbilder ersetzt werden sowie Textalternativen für Icon Fonts und
SVGs.
Warum wird das geprüft?
Für blinde Benutzer oder für Benutzer, die für schnellere Zugriffszeiten das
Laden von Grafiken abschalten, sind Grafiken nicht zugänglich.
Die Textalternative tritt dann an die Stelle der Grafik, sie soll die Grafik
ersetzen.
Icon Fonts sind Schriftarten, die Symbole statt Buchstaben beinhalten.
Sie werden per CSS eingebunden und werden entweder von assistiven Technologien
nicht ausgegeben oder es wird ein Unicode-Äquivalent wiedergegeben, was die
Bedeutung im Kontext nicht vermittelt.
Fragen zu diesem Prüfschritt
Kann das alt-Attribut nicht leer gelassen werden, wenn stattdessen ein sinnvolles title-Attribut verwendet wird? Das wird in meinem Screenreader problemlos ausgegeben.
Es stimmt, dass neuere Screenreader bei Vorhandensein eines title-Attributs
dieses anstelle eines fehlenden alt-Attributs ausgeben.
Das trifft aber nicht auf alle gängigen Hilfsmittel zu.
Deshalb verlangt der Test grundsätzlich die standardkonforme Umsetzung
gemäß HTML 5.0 und WCAG 2.0:
Deshalb steht in der WCAG 2.0-Technik
H33:
Because of the extensive user agent limitations in supporting access to the title attribute, authors should use caution in applying this technique. For this reason, it is preferred that the author use technique C7: Using CSS to hide a portion of the link text (CSS) or H30: Providing link text that describes the purpose of a link for anchor elements (HTML).
Ein weiterer Punkt, der die Wichtigkeit des alt-Attributs unterstreicht, ist
die Nutzung mit abgeschalteten Bildern.
Auch wenn Alternativtexte im Bereich der Bildumrisse in manchen Browsern nicht vollständig angezeigt werden, ist das
immer noch besser als eine Nicht-Anzeige beim Einsatz von title.
Der Alternativtext beschreibt die Grafik, der title-Text beschreibt das Link-Ziel: Ist das ein geeigneter Lösungsansatz für grafische Links?
Vorgeschlagen wurde diese Lösung für Fälle, in denen die Grafik nicht einfach
das Linkziel abbildet (Schriftgrafik) oder für das Linkziel steht, sondern
zusätzlich eine eigenständige Aussagekraft hat (zum Beispiel bei aus
Anreißertext und einer verlinkten Abbildung bestehenden Teasern).
Die Idee ist einleuchtend:
Der sehende Benutzer klickt auf das Bild, denn er vermutet, dass hinter dem
Bild eine Seite steht.
Der beschreibende Alternativtext ersetzt das Bild, der blinde Benutzer
schließt wie der sehende Benutzer vom (beschriebenen) Bildinhalt auf das
Linkziel.
Wenn aus dem Bild / der Bildbeschreibung nicht hinreichend klar hervorgeht, wo
es hinführt, kann der sehende wie der blinde Benutzer auf die ergänzenden
Informationen im title-Attribut zugreifen.
In der Praxis funktioniert das aber nicht:
Sehende Benutzer orientieren sich nicht an den Inhalten des Bildes, sondern
eher an der Position.
Viele Teaser-Bilder sind vom Inhalt her ohnehin nicht geeignet,
etwas über das Linkziel zu sagen, der Bezug zum Thema des Linkziels
ist oft nur ansatzweise nachvollziehbar.
Aber sie müssen auch gar nichts über
das Linkziel sagen: Das Linkziel steht im Text daneben, es muss nicht aus dem
Bild erraten werden.
Geklickt wird auf das Bild, weil es vielleicht leichter zu
treffen ist und der Benutzer weiß, dass Teaser-Bilder üblicherweise mit
weiterführenden Informationen zum jeweiligen Textabschnitt verlinkt sind.
Für den blinden Benutzer ist der Zusammenhang von Bild und (darauf folgendem)
Kontext dagegen normalerweise nicht klar. Er müsste also tatsächlich
Vermutungen anstellen, wo ein Link hinführen könnte, der mit dem
beschriebenen Bild verbunden ist.
Und da das Bild die entsprechende Aussagekraft nicht hat, wäre er
auf die Informationen im title-Attribut in der Regel angewiesen.
Sie sind also für ihn nicht ergänzend.
Hinzu kommt: Das title-Attribut wird von gängigen Screenreadern
unterschiedlich behandelt und schlecht unterstützt.
Nach wie vor werden von JAWS die Inhalte von alt-Attribut und
title-Attribut nur alternativ vorgelesen.
Das title-Attribut ist für ergänzende Informationen vorgesehen.
Die Information über das Linkziel ist in aller Regel keine ergänzende
Information, denn sie geht aus dem Bildinhalt nicht hervor.
Der Alternativtext muss daher das Linkziel beschreiben.
Sollte im alt-Attribut und im title-Attribut eines Bildes derselbe Inhalt stehen?
Der Alternativtext soll das Bild ersetzen. Sehr häufig bedeutet das: Der Alternativtext sagt, was abgebildet ist.
Das title-Attribut ist dagegen für ergänzende Informationen zum Bild vorgesehen. Es kann zum Beispiel verwendet werden, um zu sagen, von welcher Quelle das Bild stammt. Dort stehen also Informationen, die man dem Bild nicht entnehmen kann.
Eigentlich also ein klarer Fall: Die Aufgaben der Attribute sind unterschiedlich, entsprechend sollten sie normalerweise nicht denselben Inhalt haben. Es gibt aber eine wichtige Ausnahme:
Häufig werden Symbole oder Zeichen als Bedienelemente verwendet. Für sehende Nutzende ist dann eine ergänzende Beschriftung nützlich. Sie steht am besten als Text neben dem Bild, denn dann ist sie auch für Tastaturnutzer sichtbar. Aber auch das title-Attribut kann verwendet werden. Dann sollte im title -Attribut möglichst exakt der gleiche Text stehen wie im zugänglichen Namen, der über das alt-Attribut (oder auch über aria-label) gesetzt ist. Der Grund: Sind die Werte identisch, wird dieser Text von Screenreadern in der Regel nur einmal ausgegeben. Weicht er ab, erfolgt eine Ausgabe beider Werte, was oft zu unnötigen Doppelungen führt.
Screenreader geben oft den Dateinamen der Bilddatei aus, wenn kein Alternativtext zur Verfügung steht. Kann so das Fehlen des Alternativtextes kompensiert werden?
Nein, denn die Ausgabe des Dateinamens funktioniert nicht verlässlich. Nicht alle Browser oder Screenreader geben den Dateinamen aus. Von manchen wird der ganze Pfad der Bilddatei ausgegeben. Das ist schwer verständlich.
Soll im Alternativtext stehen, dass es sich um ein Navigationselement handelt?
Nein, das sollte vermieden werden. Screenreader oder Textbrowser geben in der Regel die Rolle des Elements aus, also etwa "Link" oder "Taste".
Wenn diese Rolle im Alternativtext steht, liefert der Screenreader diese Information doppelt.
Was ist ein passender Alternativtext für verlinkte Bilder, etwa Fotos?
Wenn Bilder verlinkt sind, soll der Alternativtext vor allem das Linkziel nennen. Oft geschieht dies im Zusammenhang von Teasern, die gleichzeitig Überschriften, Anreißertext und/oder "Weiter" oder "Mehr lesen"- Links enthalten. Hier eignet sich oft die Überschrift als Linktext. Ist der gesamte Teaser verlinkt, sollte der Alternativtext des Bildes leer sein, um Doppelungen zu vermeiden. Ist das Bild für sich genommen informationstragend, sollte es einen aussagekräftigen Alternativtext haben. Es bietet sich dann an, das Bild nicht in den Teaser-Link einzuschließen. Techniken wie das Cards-Pattern zeigen, wie das Bild dennoch zum Teil der Klick-Fläche gemacht werden kann.
Sollte der Alternativtext für grafische Bedienelemente (Icons) auch sagen, was abgebildet ist?
Symbole haben meist konventionelle Bedeutung. So steht eine Lupe für die Funktion 'Suchen', eine Diskette (immer noch) für die Funktion 'Sichern', ein Fragezeichen für 'Hilfe', ein Stift für 'Editieren'. In solchen Fällen soll der Alternativtext des Icons die Funktion bezeichnen und nicht den abgebildeten Gegenstand.
Links oben ist das Firmenlogo abgebildet, es ist außerdem mit der Startseite verlinkt. Welcher Alternativtext ist angemessen?
Der Alternativtext in diesem Fall hat zwei Aufgaben: Er soll für das Logo stehen und er soll das Linkziel vertreten. Auf dieser Grundlage kann man verschieden argumentieren:
Das Bild zeigt das Logo der Firma. Das ist auch seine vorrangige Aufgabe.
Auch für einen blinden Benutzer ist es gut, zu wissen, dass die Firma ihr Logo auf der Seite zeigt. Zusätzliche Informationen zum Ziel des Links sind überflüssig. Wo soll das Logo von Müllermilch schon hinführen.
Also sollte "Logo: Müllermilch" im Alternativtext stehen.
Das Bild hat zwei Funktionen.
Es zeigt das Logo der Firma und es dient als Link auf die Startseite des Webauftritts. Der sehende Benutzer hat damit kein Problem, er wundert sich nicht, wenn er das Bild anklickt und auf der Startseite von Müllermilch landet. Ebenso der blinde Benutzer. Ein grafischer Link namens Müllermilch. Der zeigt und verweist wohl auf Müllermilch. Also kurz und knapp: "Müllermilch" in den Alternativtext!
Das Bild hat zwei Funktionen.
Es zeigt das Logo der Firma und es dient als Link auf die Startseite des Webauftritts. Für beides soll auch der Alternativtext stehen: "Logo: Müllermilch - zur Startseite".
Alle drei Alternativen unterstützen den blinden Besucher.
Im BITV-Test gelten daher alle drei Alternativen als angemessen.